Jubeltage
Bewusst & Sein Selbstfürsorge Spiritualität

Schwitzhütte, die magische Rückkehr in den Schoß der Großen Mutter

Die Flammen züngeln, das Holz knistert und knackt. Plötzlich ein lauter Knall – einer der großen Steine im Feuer ist zerborsten, kleine Stückchen springen rund ums Feuer davon. Wir weichen alle vorsichtig zurück. Klaus und seine Frau Maria gehen mit dem Feuer um wie mit einem Freund. Sie lesen die Flammen – wo lässt das Feuer die beiden beim Nachlegen an sich heran, ohne sie zu verbrennen?

Die Luft rund ums Feuer, zwischen und rund um uns alle knistert förmlich – die Energie vibriert. Wir sind eine Gruppe Männer und Frauen und haben uns auf einer Alm in 1.600 Höhenmetern oberhalb des Weissensees in Kärnten eingefunden. Ein atemberaubender Ausblick auf die Berge ringsum bietet sich uns dar. Auf der Almwiese brennt ein großes Feuer. Dahinter steht die Schwitzhütte.

Klaus ist heute der Schwitzhüttenleiter – der Mann, der die Zeremonie abhält. Er ruft die Naturgeister mit einer schamanischen Trommel um Unterstützung an. Es ist soweit. Wir sind alle barfuß und nur noch mit einem Stofftuch bekleidet. Feierlich schweigend stehen wir vor dem Eingang der Schwitzhütte. Viele sind aufgeregt, es ist ihre erste Zeremonie dieser Art. Mein Herz hüpft vor Freude. Ich durfte schon dreimal an einem solchen Ritual teilnehmen – aber noch nie in einer so beeindruckenden Naturkulisse und auf dieser Seehöhe.

Schon vor Jahrtausenden haben die Menschen überall auf der Welt in leicht abgewandelter Form Schwitzhütten gebaut. Sie sind ein Schmelztiegel für dein Ego.

 

Du wirst die Schwitzhütte verwandelt verlassen – nicht als die Person, als die du hineingegangen bist.

Ich werde wie alle anderen mit Räucherwerk energetisch gereinigt – vor dem Eintreten in einen Raum, der sich für mich jedes Mal völlig außerhalb der normalen Zeit und meines normalen Lebens befindet.
Dann führt Klaus uns Teilnehmer in die Hütte, wo wir uns alle im Kreis auf die Erde setzen.

Gebaut wird die Schwitzhütte aus langen Ästen und Zweigen, die durch Wasser biegsam gemachten wurden und dann wie ein Gerüst aneinander und übereinander gebunden werden. Darüber liegen Decken, wo früher bei indigenen Völkern Felle lagen und auch heute noch liegen. Von außen erinnert die Konstruktion im fertigen Zustand ein wenig an ein Iglu, kugelig rund und nicht hoch genug, um darin zu stehen. So entsteht eine Art Höhle –mit einem kleinen Eingang und mittig in der Erde mit einer ausgehobenen Grube.
Vor der Hütte prasselt nun schon seit über einer Stunde das große Feuer – ein hüfthoher Stapel aus langen Holzscheiten. Dazwischen liegen viele kindskopfgroße Steine, die durch die Hitze der Flammen glühend heiß geworden sind.

Schwitzhütte Jubeltage Mademoiselle Fée

Beim Feuer draußen wacht während des gesamten Rituals Maria, die Feuerfrau. Sie bringt mit einer großen Mistgabel die ersten glühenden Steine in die Grube, wo sie von uns allen begrüßt werden.
Danach wird Maria den Eingang mit einer letzten Schicht Decken von außen verhängen.
Das Innere der Schwitzhütte steht symbolisch für die Gebärmutter der Großen Mutter, deren Kinder wir alle sind. Es ist dort drinnen eher eng, und nun, da Maria die Hütte geschlossen hat, ganz dunkel und sehr still.

Die erste Runde beginnt. In der Mitte der Hütte funkeln in der Grube die glühend heißen Feuersteine. Wir alle schweigen, lauschen den Worten, die Klaus mit seiner ruhigen Stimme spricht. Er hält uns den Raum – er ist ruhig, geerdet und strahlt Frieden und Freude aus. Klaus gießt aus einem großen Eimer mit einer Kelle Wasser auf die glühenden Steine in der Grube. Davor hat er noch Räucherwerk darauf getan, das mit seinem Duft den gesamten Innenraum verzaubert. Es zischt, sofort entsteht sehr heißer Dampf, der das Innere der Hütte füllt und uns alle einhüllt. Jetzt heißt es Atmen – und sich dem hingeben, was in mir und rund um mich geschieht. Meinen Ängsten, womöglich meinen Dämonen. Allem, was auftaucht.

Insgesamt vier Runden sitzen wir in der Hütte. Dazwischen öffnet Maria jedes Mal den Eingang, kühle Luft strömt herein. Das Ritual verlangt Vertrauen, im Moment-Sein – und die Bereitschaft aufzugeben & symbolisch zu sterben. Es ist wie eine Neugeburt unserer selbst.

Wir atmen die heiße Luft, der Schweiß tropft uns von der Haut. Wir danken für die wertvollen Menschen, Geschehnisse, Orte und Dinge in unserem Leben. Wir erfahren tiefe Ruhe, indem wir in uns hineinhören, und finden Geborgenheit in uns selbst. Im Schweigen entsteht große Klarheit in unserem Inneren. Diese ist das Fundament und auch die Voraussetzung für das Finden unserer Kraft, die tief in unseren Herzen wohnt.

In der vierten und letzten Runde lädt Klaus schließlich den Tod ein.
Draußen donnert es. Mein Herz ist leicht und froh. Der Tod ist für alle Menschen unausweichlich. Die Geburt ist die eine Türe zur Erde ins irdische Leben, der Tod die andere, der Weg von der Erde zurück zu unserer Quelle. Leider ist er in unserer westlichen Kultur heute ein Tabu geworden – nur wenige Menschen beschäftigen sich mit der Endlichkeit ihres physischen Lebens, wenige Menschen sehen den Tod als Freund oder gar als Lehrer.

Was der Tod mir bei unserer Begegnung schenkt, ist die Erinnerung, dass mein Körper sterblich ist. Und die Gewissheit, dass ich keine Angst vor dem Sterben habe. Was der Tod mich lehrt, ist, jeden Moment tief zu leben und so sehr ich selbst zu sein, wie ich es gerade kann. In mir steigt jubelnd die Erinnerung an meine erste Schwitzhütte im Sommer 2018 hoch. Wo ich mir geschworen hatte, mein Leben auszukosten, in jedem Moment. Carpe Diem – nutze den Tag. Denn welchen Sinn soll es haben, sich zu verbiegen, eine Maske zu tragen, zu leiden? Und die Erfüllung meiner großen Träume und Wünsche auf morgen oder irgendwann später zu verschieben? Was, wenn es für mich in diesem Leben kein Später gibt…?

Und so umarme ich den Tod.

Ich richte mich hoch auf, wo der Dampf am dichtesten ist, fülle meine Lunge mit heißer feuchter Luft und atme die Hitze wieder aus. Jetzt lebe ich, und jetzt bin ich erfüllt von wilder Freude und Dankbarkeit.

Als wir die Schwitzhütte nach der vierten Runden verlassen, beginnt es ganz sanft zu regnen. Ich liege nackt am Rücken auf der Erde und fühle die Tropfen auf meiner aufgeheizten Haut wie Liebkosungen der Natur tanzen. Ich spüre intensiv meinen Herzschlag, meinen Atem, meinen Körper. Ich bin klar und ohne das Gedankengewusel des Alltags, fühle mich uralt und neu geboren zugleich. Mit meinem Körper tief verwurzelt in Mutter Erde, und mit meinem Geist angebunden an mein eigentliches Zuhause, wo ich diesen Körper nicht brauche. Aus den Wolken über der Bergkette hinter mir, wo die Sonne langsam untergeht, lächelt der Tod mir nochmals zu.

Ich freu mich sehr, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst oder dich mit Fragen an mich wendest.
Deine Stefanie

Wenn du Interesse hast einmal an einer Schwitzhütte teilzunehmen, kontaktiere gerne: 

Klaus Grasser „Spiritmed“
Homepage: spiritmed.at

Fotografie: Querformat Michael Nix, Hochformat Klaus Grasser amp;

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