In den letzten Jahren haben wir uns in Sachen Lifestyle ganz stark am Norden orientiert. Hygge und Lagom waren allgegenwärtig. Nicht zuletzt deshalb, weil die Skandinavier zu den glücklichsten Menschen der Welt gehören. Neuerdings schweift unser Blick immer öfter nach Fernost. Spätestens seit Marie Kondo mit ihrer KonMari-Methode die Ordnung in unserem Eigenheim revolutioniert hat, wird klar: Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, denn die Philosophien aus Asien bieten uns unglaublich wertvolle Inspirationen für ein bewusstes und achtsames Leben.
Ikigai (jap. 生き甲斐)
In Japan hat die Suche nach dem Ikigai – übersetzt „Wofür es sich zu leben lohnt“ – eine große Bedeutung. Was treibt uns an, was macht uns glücklich und zufrieden? Viele von uns leben in einem täglichen Automatismus, in dem wir einfach funktionieren. Wir stehen jeden Tag auf und freuen uns schon am Weg zur Arbeit auf den Feierabend oder sind gedanklich noch oder bereits wieder im Wochenende. Bei Ikigai geht es ganz stark darum, unsere innere Motivation und das zu finden, wofür wir brennen. Das können wir tun, indem wir vier Fragen beantworten.
Frage 1: Was liebe ich?
Frage 2: Was kann ich gut?
Frage 3: Womit kann ich Geld verdienen?
Frage 4: Was braucht die Welt?
Natürlich braucht es etwas Mut, sich solche Fragen zu stellen. Das Ergebnis dieses Denkprozesses könnte eine alte Sehnsucht aufdecken oder offenlegen, dass uns das, was wir täglich tun, nicht richtig glücklich macht. In dieser Erkenntnis steckt allerdings ein immenses Potenzial. Verantwortung für unser Leben zu übernehmen heißt, unsere Träume ernst zu nehmen. Nur, wenn uns bewusst ist, was wir uns wünschen, können wir einen mutigen Schritt hin zu mehr Ikigai – mehr Zufriedenheit und Lebenssinn – machen.
Kintsugi (jap. 金継)
Diese alte japanische Kunstform ist die allerschönste Form von Upcycling. Im Kintsugi wird zerbrochene Keramik nicht weggeworfen, sondern die Bruchstellen werden vergoldet und besonders schön in Szene gesetzt. Umgelegt auf unser Leben kann diese neue Denkweise, mit Verletzungen und Niederlagen umzugehen, sehr viel verändern. Manchmal läuft es einfach nicht so, wie wir es uns wünschen: Beziehungen und Lebenspläne entwickeln sich in eine andere Richtung oder wir werden gesundheitlich an unsere Grenzen geführt. Wenn ein Teilbereich unseres Lebens auseinanderbricht, bleiben ganz oft kleine oder größere (körperliche oder seelische) Narben, die uns an die herausfordernden Zeiten erinnern. Jetzt liegt es an uns, wie wir mit diesen vermeintlichen Makeln umgehen. Das japanische Wort kin bedeutet Gold, und tsugi bedeutet Verbindung d.h. wortwörtlich „Goldverbindung“. Wenn wir selbst Kintsugi-Meister werden und die Bruchstellen unseres Lebens nicht als Mängel, sondern als wichtige Erfahrungen betrachten, erhalten diese plötzlich einen besonderen Wert für uns. Anstatt sie zu verdecken, sehen wir sie als goldene Lebenslinien und Zeichen unserer Heilung und Widerstandskraft.
Wabi Sabi (jap. 侘寂)
Wie oft erwarten wir von uns selbst (aber auch von anderen), perfekt zu sein. Auch in sozialen Medien wie auf Instagram wird uns jeden Tag Perfektion präsentiert. Perfekte Körper, mit Photoshop glattgebügelte Gesichter, die schönsten Urlaubsorte, die perfekt eingerichteten Häuser, die immer lächelnden Kinder, die perfekte Partnerschaft. Wabi Sabi bildet hier einen Gegenpol, nämlich einerseits Gelassenheit und Gleichmut gegenüber dem Perfektionismus und andererseits die Wertschätzung des Unvollkommenen. Was sich befreiend und entspannend anhört, ist es auch, hat aber auch noch einen anderen Effekt. Wabi Sabi lehrt uns zudem den Einfluss der Zeit und die Vergänglichkeit aller Dinge. Alles ist in Veränderung und im Fluss, nichts bleibt, wie es ist.
KonMari (jap. 近藤 麻理恵)
Über 10 Millionen Bücher hat die Aufräum-Expertin Marie Kondō bereits verkauft. Eine eigene Netflix-Serie hat sie auch. Die Japanerin hat Ausmisten zum Lifestyle-Trend gemacht und damit genau unseren wunden Punkt getroffen. Achtsamkeit und bewusstes Leben passen nämlich mit einem von materiellen Dingen überquellenden Eigenheim gar nicht zusammen. Ähnlich wie beim Ansatz von Ikigai geht es auch in der KonMari-Methode darum, nur die Dinge in unserem Leben zu behalten, die uns glücklich machen. Dazu nehmen wir uns den eigenen Hausrat kategorienweise vor und Stück für Stück in die Hand: Was uns nicht berührt, was beim Betrachten oder Benutzen keinen JubelMoment verursacht, darf weg. Was bleibt, wird liebevoll an einen guten Platz geräumt.
Chadō (jap. 茶道)
Die japanische Teezeremonie, auch bekannt als Teeritual, steht der Grundphilosophie des Zen sehr nahe. Sie folgt einem ganz klaren Ablauf, der sich nur schwer in den Alltag integrieren lässt. Auf unsere Breitengrade übertragen, können wir aber mit Hilfe von Tee eine Mini-Meditation genießen. Anstatt in Gedanken versunken den Teebeutel mit heißem Wasser zu übergießen, können wir den Genuss einer Tasse Tee wie einen kleinen JubelMoment zelebrieren. Schon bei der Auswahl des Tees können wir schnuppern, zu welcher Mischung es uns in diesem Moment hinzieht. Uns dann ein schönes Porzellan zur Hand zu nehmen und langsam das Wasser über den Tee zu gießen, zu hören, welche Geräusche das Wasser macht, wie der Duft des Tees in unsere Nase steigt, ist eine wirksame Achtsamkeitsübung. Wenn wir anschließend den ersten Schluck nehmen und spüren, wie sich der Geschmack verbreitet, wie sich das Schlucken anfühlt, können wir für einen Moment ganz bewusst den Stress loslassen und zur Ruhe kommen.
Kaizen (jap. 改善)
Niemand möchte gerne auf den Erfolg warten – nicht nur beruflich, sondern auch in Bezug auf unsere persönliche Weiterentwicklung. Manchmal geht es uns einfach zu langsam! Wir wollen im Business schneller vorankommen, schneller abnehmen, schneller blockierende Muster ablegen, schneller gesunde Verhaltensweisen annehmen, schneller traurige Ereignisse wegstecken … Da können wir uns die Lebens- und Arbeitsphilosophie Kaizen zu Hilfe nehmen. Darin geht es zwar um permanente Veränderung und Verbesserung, aber nicht in großen Sprüngen, sondern in kleinen Schritten. So, wie wir lernen können, die kleinen JubelMomente stärker wahrzunehmen, können wir es uns auch zur Gewohnheit machen, Mini-Schritte in die richtige Richtung zu feiern. Sie sind wichtig. Und die kleinen Änderungen bilden immer die Basis für unser großes Ziel.
Buch-Empfehlungen:
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LESEMODUS VOLLBILD LESEMODUS VOLLBILDFotos: Caterina Hoffmann Photography
Visuelles Konzept: lovestories.wien
Dekoration: Mademoiselle Fée
Schriftstücke und Kalligraphie: Sarah Zemlyak
Brautmoden Boutique: Wedding Atelier Wien
Hochzeitskleid Designer: Milla Nova
Schmuck: Goldschmiede Michaela Pinter
Make – Up und Haare: Marion Pail
Headpiece: We are Flowergirls
Fächer: Bohoquartier
Tee und Teeservice: Tete a Tee-Teesalon – http://www.teesalon.at
Kimono & Geta Holzsandalen: Japan Kimono – http://www.japankimono.at
Pralinen: Chocolaterie Fruth – http://www.fruth.at
Model: Madina
Location: Setagaya Park https://www.wien.gv.at/umwelt/parks/anlagen/setagayapark.html
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