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#65 Zehn Rettungsanker und Hilfsmittel, die mir helfen, durch diese herausfordernde Zeit zu kommen

Es ist 0:42. Ich habe meinen Laptop aufgedreht und liege hellwach in meinem Bett. Das, nachdem ich mich einige Stunden hin- und hergewälzt habe. Eingeschlafen bin ich wohl schon um 21.30 Uhr gemeinsam mit meiner größeren Tochter, die (wie so oft in letzter Zeit) zu mir ins Doppelbett gekrabbelt ist, weil sie nicht einschlafen konnte. Zu viele Gedanken gingen ihr im Kopf herum.

„Ich weiß nicht Mama, gerade am Abend bin ich immer so aufgekratzt. Da schießen mir die Gedanken durch den Kopf und ich kann gar nicht einschlafen und da quassle ich dann immer so viel vor mich hin.“

„Ich weiß und ich bin schon soooo müde.“, denke ich mir.

„Morgen berät die Regierung wieder über den aktuellen Lockdown. Meinst du, dass wir weiter in die Schule gehen dürfen?“

„Ich weiß es nicht, ich hoffe schon.“ sage ich ganz ruhig zu ihr.

„Ich verstehe das ja alles überhaupt nicht.“, redet sie weiter „Zuerst gab es einen Lockdown für Ungeimpfte, dann für alle, jetzt reden sie am Montag darüber, wie es weitergeht und wahrscheinlich wird sich bis Mittwoch wieder was ändern, das ist alles so kurzfristig und niemand kann sich auf etwas einstellen.“

„Mir geht es genauso mein Schatz, ich verstehe das mittlerweile überhaupt nicht mehr. Und du musst denken, dass es uns vergleichsweise zu anderen Familien nur sehr gering betrifft.“, antworte ich ihr schlaftrunken.

„Ja, nachdem du selbstständig bist, könntest du ja leichter bei uns zu Hause sein, wenn sie die Schulen wieder zusperren. Und wie macht das jemand, der ein Restaurant hat? Der muss die Zutaten für die Gerichte bestellen und seinen Mitarbeitern sagen, dass sie wieder kommen sollen. Geht das alles so kurzfristig?“, fragt sie weiter.

„Schatz, ich glaube wir sollten jetzt schlafen und uns nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen. Möchtest du vielleicht doch nochmal in dein Bett gehen und was lesen?“, sage ich zu ihr.

„Gute Idee!“, meint sie, um dann nach einer Leseeinheit wieder vor meiner Tür zu stehen. „Na gut“, sage ich, „Schlüpfe unter die Decke.“ Irgendwann ist sie dann eingeschlafen und ich auch. Bis zu dem Zeitpunkt als unsere kleinere Tochter (mein Mann ist auf unserem Ersatzbett im Wohnzimmer schon um 20.45 Uhr eingeschlafen) dann auch ins Schlafzimmer kam.

Ich muss dazu sagen, dass ich das gleiche Spiel, eine Stunde früher schon mit meiner kleineren Tochter erlebt habe. In den letzten Wochen ist immer häufiger zu beobachten, dass sie ängstlicher und aufgewühlter sind als sonst und das nicht nur am Abend. Das, wohlgemerkt, obwohl wir immer wieder kleine Gedankenreisen mache und ich mir so viel Zeit für sie nehme, wie es nur möglich ist.

„Unerklärliche“ Phänomene wohin man sieht

Ich für meinen Teil merke es an einer inneren Unruhe, die unterschwellig ständig da ist, außer ich komme frisch aus einer Meditation. Regelmäßig zwickt und zwackt es irgendwo. Mal ist es die Schulter, mal mein Magen, der beleidigt ist. Aus Gesprächen mit vielen Frauen weiß ich, dass ich damit nicht allein bin. Viele beobachten „unerklärliche“ Phänomene wie Druck auf der Brust, plötzliche Übelkeit, Schwindel, plötzliches Herzklopfen oder Mirgräne-Attacken, die in immer kürzeren Abständen kommen. Einige schlafen schlechter, entweder kürzer oder wachen öfter in der Nacht auf. Sie spüren, dass sie bei der kleinsten nervlichen Belastung an ihre Grenzen kommen.

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Manche kommen nicht zur Ruhe, weil sie sich ständig Sorgen machen. Sorgen um Familienangehörige, Sorgen um die Zukunft, Sorgen, welche Auswirkungen das alles auf unsere Kinder haben könnte… Andere wieder spüren eine bleierne Müdigkeit, die sie den ganzen Tag begleitet. Und das, obwohl viele Frauen, mit denen ich spreche, genügend Tools (wie Meditation, Ernährung, ätherische Öle, Selbstreflexion, Bücher etc.) kennen und auch regelmäßig anwenden, die ihnen helfen, durch diese Zeit zu kommen.

Am Ende des Artikels teile ich mit dir meine 10 Rettungsanker, ohne die ich es mir im Moment nicht vorstellen könnte.

Das, was wir spüren, sind die Auswirkungen der unfassbar herausfordernden Zeit, die hinter uns liegt und in der wir uns gerade noch immer befinden. Und es sind die Auswirkungen der umfassenden Transformation, in der sich unsere Gesellschaft und unsere Welt gerade befindet. Das, was wir spüren, ist die Zerreißprobe, unter der unsere Gesellschaft im Moment steht. Kein Wunder, dass wir uns innerlich immer öfter zerrissen fühlen. Vor allem feinfühlige Menschen haben Mühe damit, gut bei sich selbst zu bleiben, weil sie so viel spüren.

Wichtig ist hier zu sagen: Ich möchte keinesfalls all diese Symptome leichtfertig auf die psychische Belastung zurückführen. Wenn es dir nicht gut geht, dann lass dich jedenfalls zur Sicherheit durchchecken, auch ich mache das, denn das halte ich für wichtig.

Reden wir darüber! Im Gespräch mit Expertin & psychologischer Beraterin Manu Christl

Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass es vielen von uns ähnlich geht, obwohl nur wirklich wenige Menschen darüber sprechen.

Reden wir darüber! Sind wir offen miteinander! Das hilft schon so viel, finde ich. Das Gefühl zu wissen, dass wir nicht langsam verrückt werden, sondern einfach nur über die Maßen belastet sind und alle in einem Boot sitzen, beruhigt schon. Mich zumindest.

Deshalb habe ich psychologische Beraterin und Coachin Manu Christl zum Gespräch eingeladen und sie gebeten, uns zu erzählen, was aus ihrer Sicht im Moment hilfreich ist.

Ich persönlich würde viel schlechter durch diese Zeit kommen, wenn ich nicht meine 10 Hilfsmittel hätte, die ich im Moment wirklich täglich anwende:

  1. Professionelle Unterstützung: Wenn ich nicht mehr weiter weiß und SCHON BEVOR ich das Gefühl habe unter der Last zusammenbrechen, hole ich mir Unterstützung. Unter den Wildblüten Mentorinnen und Jubeltage Autorinnen sind einige Frauen, die dir auch online weiterhelfen können. Warte nicht zu lange, ein „Entlastungsgespräch“ kann schon enorme Erleichterung bringen.
  2. Bodyscan: Diese wirksame Übung habe ich bei meiner MBSR-Ausbildung kennengelernt, denn sie ist die der „Mindful Based Stress Reduction“ nach Jon Kabat-Zinn. Der Bodyscan verankert mich wieder mit meinem Körper und gibt mir das Gefühl, dass alles gut wird. Im Moment mache ich ihn wieder einmal am Tag und ich merke, wie er mir Ruhe und Kraft gibt. Meine damalige Lehrerin hat eine Version online gestellt, die du hier zur Übung verwenden kannst. Wenn du dabei einschlafen solltest, ist es nicht schlimm. Dann braucht dein Körper das. Versuche trotzdem so gut es geht wach zu bleiben.
  3. Bewegung: Auch wenn es mir immer wieder schwerfällt, vor allem bei dem aktuellen Wetter, gehe ich einmal am Tag raus und spaziere eine Runde. Ich merke sofort, wie meine Laune (selbst wenn sie im Keller war) steigt, wenn ich draußen war. Außerdem mache ich jeden Tag einmal in der Früh und einmal am Abend (oder zumindest entweder oder) eine kleine Yoga-Einheit, um meinen ganzen Körper zu dehnen. Meine Faszien sind meine Schwachstelle. Wenn die nicht gedehnt und geschmeidig sind, fühle ich mich als wäre ich krank. Und oh Wunder: Durch Stress verkleben sie schneller.
  4. Basenbäder: Dazu habe ich schon einen Beitrag vorbereitet – sie sind für mich ein wahrer Gamechanger. Durch die permanente Belastung übersäuert mein Körper leicht. Nach einem Basenbad fühle ich mich einfach jedes Mal wie neu geboren. Falls du keine Badewanne hast, kannst du auch ein Fußbad nehmen. Tut auch extrem gut. Ich verwendet unterschiedliche Badezusätze: Jentschura  | Version online gestellt, die du hier zur Übung | Panaceo
  5. Gedanken- und Sorgenstopp: Natürlich mache ich mir auch meine Gedanken und ich kenne das, wenn sie unaufhaltsam kreisen. Klar ist: Wir haben es in der Hand, ob sie mit uns davon galoppieren oder ob wir ihnen Einhalt gebieten. Deshalb sage ich manchmal laut: „Stopp!“ und gebe mir selbst ein Timeout indem ich mir sage: „Ok, bis um 16.00 Uhr beschäftige ich mich DAMIT jetzt nicht. Dann kann ich ja wieder weitermachen.“ Ist natürlich Übungssache, funktioniert aber von Mal zu Mal besser.
  6. Ätherische Öle: Vor allem wenn ich unruhig oder betrübt bin, helfen mir ätherische Öle extrem gut. Es gibt unterschiedliche Marken. Auf Jubeltage gibt es eine eigene Kategorie, in der Expertin Patricia Unger die Wirkung der Öle vorstellt. Von ihr habe ich auch ein Set mit speziell zusammengemischten Ölkompositionen (Seelentrost, Kreativität & Freude, Vertrauen, Übergang & Neubeginn, Selbstbestimmung). Jeder von unserer Familie durfte sich durch alle 5 durchschnuppern und eines aussuchen. Spannenderweise hat niemand dasselbe genommen. Das Set mit den Konzeptölen kannst du hier bestellen.
  7. Weinen: Wenn es möglich ist und ich mich danach fühle, dann weine ich. Ich kenne die Sorge, dass wenn wir uns mal „hineinfallen“ lassen, wir nicht mehr aus der Traurigkeit herausfinden. Bei mir ist allerdings genau das Gegenteil der Fall. Wenn sich alles so richtig entladen hat und ich mich ausweinen konnte, dann habe ich wieder die Kraft, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Weinen ist für mich wie „auf’s Klo zu gehen“. Es zurückzuhalten macht Druck, macht ein ungutes Gefühl.
  8. Musik & Gesang: Hilft mir in dreierlei Hinsicht. Wenn ich das Gefühl habe, ich könnte explodieren, dann drehe ich die Musik auf und tanze alles raus. Wenn ich traurig bin, aber nicht weinen kann, hilft mir manchmal der richtige Song, dass die Hemmungen fallen und ich alles rauslassen kann. Wenn ich mich selbst stärken möchte, dann singe ich lautstark mit. Ja, auch wenn meine Kinder und mein Mann zu Hause sind. Ich gehe dann ins Schlafzimmer, kündige meine Gesänge vorher an, frage, ob es eh ok ist und dann geht es los.
  9. Nachrichten-Stopp: Ich kann (wie so viele) keine Nachrichten mehr hören, lesen und vor allem auch schauen. Lesen geht noch am ehesten. Auch hier versuche ich so gut es geht immer wieder einen Nachrichten-Stopp einzulegen und mich sehr bewusst zu bestimmten Zeiten zu informieren. Z.B. nicht am Abend vor dem Schlafen gehen. Das macht mich ganz unrund und ist total kontraproduktiv.
  10. Positive Affirmationen & Impulse: Ich sage immer wieder: Die Impulskarten in der Jubeltage-App schreibe ich nicht nur für meine Leserinnen sondern vor allem auch für mich selbst. Mir hilft es einfach, wenn ich Worte lese, die mir Mut und Zuversicht geben.

Was hilft dir? Was sind deine Rettungsanker? Ich würde mich freuen, wenn du es in die Kommentare schreibst, damit du damit vielleicht auch anderen Frauen hilfst!

Alles Liebe,
Karin

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