Jubeltage
Achtsamkeit

Ein Gebäude-Abriss und die Erinnerungen an vergangene Jubeltage

Heute gibt es ausnahmsweise keine Deko-Ideen oder Checklisten für eure Feste und Feiern. Heute schreibe ich über etwas, was mich ganz aktuell bewegt, weil es mit vergangenen Jubeltagen zu tun hat. Es ist sehr persönlich, aber ich hatte einfach heute das Bedürfnis diesem Thema einen Blogpost zu widmen, ich hoffe ihr versteht das. Was hat mich dazu bewogen?

Mehrere hundert Stunden…

Der Kultursaal und die dazugehörige ehemalige Musikschule in meinem Heimatort werden abgerissen. Das ist auch richtig so, das Gebäude ist vollkommen desolat und der Abriss ist wirklich überfällig. Jetzt werdet ihr euch vielleicht fragen warum ein herkömmlicher Gebäude-Abriss für mich so ein große Bedeutung hat. Nun, ich habe (und das ist wirklich nicht übertrieben) einen großen Teil meiner Kindheit dort verbracht. Im Alter von 6 bis 18 Jahren war ich jede Woche mind. 2-3 Mal für ganze Nachmittage dort. D.h. insgesamt sicher mehrere hundert Stunden: Auf der Bühne, in der Musikschule und zum Proben in diversen Formationen. Mit 6 Jahren bin ich zum ersten Mal dort auf der Bühne gestanden – bei einer Muttertagsfeier mit 300 Leuten im Publikum – und hab gesungen. Meine Knie haben gezittert und trotzdem hat es mir sehr viel Spaß gemacht. Zum letzten Mal bin ich übrigens 2002 im Kultursaal aufgetreten und hab gemeinsam mit meiner Schwester ein Duett interpretiert – ein ganz besonderer Moment.

Foto: Martina Schmerlaib
Foto: Martina Schmerlaib

Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh´n

Als ich gestern auf Facebook das Foto der Gemeinde entdeckt hab, das den Beginn des Abrisses zeigt, hat sich große Wehmut eingestellt. Wenn wir dort auch keine Feste gefeiert haben, so empfinde ich viele Tage, die ich dort erleben durfte, als Jubeltage – ja, auf jeden Fall. Sie werden mir immer in ganz besonderer Erinnerung bleiben, sind ein Teil von mir, auch wenn das Gebäude dort nicht mehr steht. Ich bin an diesem Ort in so viele unterschiedliche Rollen und Kostüme geschlüpft und hab z.B. als Eliza Doolittle von Henry Higgins gelernt, wie man „Es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blüh´n“ richtig ausspricht ;). Viele aufeinanderfolgende Jahre hab ich dort Ballett getanzt – immer ein Highlight, jedes Jahr ein großes Konzert mit dem Jugendchor bestritten, meine eigene A-Capella-Formation gegründet, Musikschulprüfungen und Vorspielstunden absolviert. Außerdem hab ich Theater gespielt und bin später, als ich älter war, mit einer Big Band aufgetreten.

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Die alte Musikschule und Screenshots aus einem Video

Gemeinsam was auf die Beine äh… Bühne stellen

In der Musikschule hatte ich natürlich auch andere Erlebnisse, auch bei den Proben, wenn einmal alles nicht so glatt ging, aber gerade deshalb war es eine unglaublich wichtige Zeit für mich. Ich hab dort gelernt, dass es gut ist in einer sehr anstrengenden Phase durchzuhalten, auch wenn man das Gefühl hat dass üüüüüüüberhaupt nichts weitergeht. Und ich hab verinnerlicht, dass sich der Lernerfolg oft erst zu einem viel späteren Zeitpunkt einstellt, zu einem Zeitpunkt an dem man es gar nicht mehr erwartet. Aber am meisten geprägt haben mich sicherlich die vielen Leute mit denen ich im Kultursaal Zeit verbracht hab und mit denen ich wirklich unvergessliche Sachen „aufführen“ durfte. Die gemeinsamen Aktivitäten, der Spaß den wir dabei hatten, die Freundschaften, manchmal auch Diskussionen wenn wir mal nicht einer Meinung waren, werde ich nie vergessen. Viele von ihnen sind heute Profi-MusikerInnen, MusiklehrerInnen oder -SchauspielerInnen und haben meinen größten Respekt für das, was sie täglich leisten.

Ich hoffe es ist für euch ok, dass ich heute in die Vergangenheit geblickt hab, für mich war es wichtig und mir sind viele Erlebnisse dadurch noch einmal ganz bewusst geworden – dafür bin ich dankbar.

Eure Karin

 

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