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#67 Go easy on you (auch im Business): Warum du dir das jetzt erlauben darfst und musst

Gerade habe ich auf Instagram ein Video von Adele gesehen, in dem sie unter Tränen erklärt, dass alle ihre Konzerte verschoben werden müssen. Die verzweifelte Ausnahmekünstlerin nennt dafür mehrere Gründe. Allen voran, dass die Hälfte der Crew gerade erkrankt oder in Quarantäne zu Hause ist, aber auch die Lieferzeiten von Equipment, das sie brauchen enorm verzögern. Adele wirkt erschöpft, unendlich traurig und es ist ihr auch peinlich – so hat sie es selbst formuliert. Ich denke, das, was Adele gerade durchmacht, spüren wir alle, die selbstständig sind oder ein Unternehmen haben, wenn es um unsere Business-Pläne geht.

Diesen Beitrag kannst du auch als jubelTÖNE Podcast hören:

Du machst noch nicht easy 6-stellige Jahresumsätze? Dann bist du schon blöd …

Im Moment werden wir in den sozialen Medien davon überrollt, dass es ganz leicht ist, mit genügend Einsatz und der „richtigen“ Strategie hohe 6-stellige Jahresumsätze einzufahren. Wenn du es nicht schaffst, dann machst du es halt nicht richtig, bist nicht konsequent genug oder (meine liebste Erklärung): Du glaubst nicht genug daran! So lauten die Botschaften, die sich meist unbewusst in unsere Köpfe brennen. Wir fühlen uns als Versager/innen, wenn wir es nicht so hinkriegen, wie die tolle Coach-Lady, die in ihrem Reel gut gelaunt in die Kamera lächelt und mit dem Zeigefinger auf Wörter zeigt oder vielleicht sogar irgendwo mit dem Laptop am Strand sitzt und an einer Margherita nippt. Kaum entsperren wir den Bildschirm unserer Smartphones, werden wir bombardiert mit kostenlosen Webinaren (die natürlich alle auf Verkauf abzielen), in denen uns jemand erklären möchte, wie es wirklich funktioniert. Wenn wir das alles ungefiltert auf uns einprasseln lassen, haben wir schnell das Gefühl, dass wir eigentlich nichts richtig machen bzw. dass es rundherum an allen Ecken und Enden fehlt.

Der Schluss, den wir daraus ziehen ist, dass wir einfach noch mehr Zeit investieren müssen, um endlich erfolgreich zu sein (was auch immer das bedeutet)! Die Folge ist: Wir arbeiten in jeder freien Minute, die uns neben dem Alltagswahnsinn bleibt und wenn wir uns krank fühlen, sogar mit dem Laptop im Bett.

Urlaube werden selbstverständlich gestrichen oder angeknabbert. „Ich werde schon ein bisschen was tun“ – der Klassiker. Das Business aufzubauen, macht ja so „viel Spaß“ und – das reden wir uns zumindest ein – es sich ja gar nicht nach Arbeit anfühlt. Unsere Glaubenssätze geben uns den Rest: „Von nix kommt ja nix“ – haben wir gelernt.ebook spür dich wieder

„Ich würde gerne … aber ich schaffe es irgendwie nicht“

Du fragst dich jetzt vielleicht, was das alles mit Adele zu tun hat – dazu kommen wir gleich. In den letzten Wochen habe ich in meinen Business Mentorings mit vielen Frauen gesprochen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden. Was alle diese Frauen gemeinsam haben, ist, dass sie viel Erfahrung haben, Expertinnen auf ihrem Gebiet sind und gleichzeitig unglaublich viel Einsatz in ihrem Business zeigen. Viele von ihnen treibt auch ein „höherer“ Sinn ihrer Arbeit an, d.h. sie möchten mit dem, was sie tun, andere Menschen dabei unterstützen, dass es ihnen (in welchem Bereich auch immer) besser geht.

Was allerdings auch alle diese Frauen gemeinsam haben, ist, dass sie unglaublich müde sind.

Viele von ihnen sagen, dass sie am Ende der Ferien das Gefühl hatten, es könnte noch ein bis zwei Monate so weitergehen. Einige haben sogar zugegeben, dass sie sich im Urlaub zum ersten Mal wieder richtig gespürt haben und seit Monaten wieder ein bisschen Zeit für die alltäglichen schönen Dinge des Lebens hatten.

Was auch alle diese Frauen vereint – und jetzt sind wir bei Adele – sie haben unglaublich viele innovative und inspirierende Ideen, die sie gerne in die Welt bringen und umsetzen möchten. Gleichzeitig merken sie aber, dass ihnen aktuell die Energie dafür fehlt und sie in der aktuellen Situation nicht (wie noch vor 2-3 Jahren) einfach mal ein paar Monate durcharbeiten oder vielleicht sogar Nachtschichten machen und weniger schlafen können. „Ich würde gerne – aber ich schaffe es irgendwie nicht“ ist ein Satz, den ich oft höre. Der Satz, der dann meistens folgt (und da bin ich wirklich stolz auf meine Mentees) ist: „Und weißt du was Karin: Ich möchte nicht mehr so weitermachen! Ich möchte mich für mein Business nicht mehr völlig aufreiben.“

Eine „gesunde“ Entwicklung – wie paradox das klingt

Die Pandemie hat uns viel abverlangt (und tut es noch). Wenn wir nicht selbst krank geworden oder um unsere Liebsten gebangt haben, dann spüren wir die psychische Belastung von Schreckensnachrichten, die kollektive Angst (bewusst oder unbewusst) und die Spaltung, die es in unserer Gesellschaft gibt. Viele von uns spüren körperliche oder psychische Beschwerden wie Erschöpfung, dauernde Verspannungen, wiederkehrende Kopfschmerzen, Magenbeschwerden, Angstzustände, diffuses Unwohlsein usw.

Das alles sind Anzeichen, dass JETZT der Zeitpunkt ist, unsere Prioritäten neu zu ordnen. Eine „gesunde“ Entwicklung wie ich meine, so paradox das klingt, denn der Auftrag lautet: „Runter vom Gas!“

Viele Frauen spüren das gerade ganz intuitiv. Das hört sich so einfach an, ist aber kein Kindergeburtstag. Denn was vor dem „runter vom Gas“ kommt, sind unangenehme Bestandsaufnahmen, viele Überlegungen, viele Gefühle, oft auch Zweifel und viele Tränen. Wenn wir beginnen, uns damit zu beschäftigen, wie eine gesunde Work-Life-Balance funktionieren kann, fühlt sich das meistens an als würden wir so richtig in die Mangel genommen werden. Kein Wachstum, keine Transformation ohne Wachstumsschmerzen – das ist leider auch im Business nicht anders. Runter vom Gas heißt nämlich auch (manchmal schmerzhafte) Entscheidungen zu treffen, die uns nicht leichtfallen. Zum Beispiel ein „Herzensprojekt“, das kaum Einnahmen bringt aufs nächste Jahr zu verschieben, wenn wir erkennen, dass es wieder all unsere Kapazitäten sprengen und Urlaubstage auffressen würde.

Wie wir aufhören, mit angezogener Handbremse Vollgas zu fahren und stattdessen das Steuer in die Hand nehmen

Die Pandemie hat in vielen Bereichen unseres Lebens – auch im Business – die Bremse reingehaut. Wenn wir nicht unmittelbar durch finanzielle Einbußen betroffen sind, dann merken wir es langsam, aber sicher am eigenen Leib. Was passiert aber, wenn wir Vollgas mit angezogener Handbremse fahren? Genau, es geht unglaublich langsam und schleppend voran, es qualmt, die Reifen werden beschädigt bis irgendwann das Auto stehenbleibt. Und jetzt schreibe ich etwas, das du vielleicht gerade nicht lesen möchtest, aber vielleicht auch lesen musst:

„Kein Herzensprojekt, keine unglaublich geniale Idee dieser Welt ist es wert, dass du dich dafür aufreibst und fertig machst.“

Denn wenn dein „Auto“ stehen geblieben ist, weil du mit angezogener Handbremse gefahren bist, kannst du deine schönsten „Erfolge“ nicht genießen. Dann ist vielleicht dein Herzensprojekt umgesetzt, aber du bist körperlich und psychisch so erschöpft, dass du einfach froh bist, dass es vorbei ist. Ich spreche aus Erfahrung! Ein grauenhaftes Gefühl. Du weißt, du solltest dich freuen, stolz auf dich sein, hast aber keine Kraft mehr dazu. Das ist es nicht wert. Deine wichtigste Aufgabe in einem strategisch geführten Business ist, dafür zu sorgen, dass du bei Kräften bleibst. Das funktioniert aber nur, wenn du dir die Zeit nimmst, Routinen zu hinterfragen, dich regelmäßig neu auszurichten und mutige Entscheidungen zu treffen. Um deinetwillen. Und dann klappt´s auch mit dem Umsatz …

Alles Liebe,

Deine Karin

Wildblueten 2022

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