Vielleicht hat dich der Titel etwas irritiert oder vielleicht sogar verärgert? Ich meine es sehr ernst, was ich hier geschrieben habe: Du, gibst in den seltensten Fällen dein Bestes. Vielleicht denkst du dir jetzt: Aber Karin, ich bemühe mich den ganzen Tag, eine gute Mutter zu sein, eine erfolgreiche Unternehmerin zu sein, eine tolle Ehefrau, eine gute Tochter, eine mitfühlende Kollegin zu sein.
Und ich sage: Ja, aber gibst du wirklich dein Bestes? Das glaube ich fast nicht, denn mir geht es genauso.
Wenn wir unser Bestes geben, dann geht es nicht darum Ansprüche zu erfüllen, das zu tun, was gesellschaftlich von uns verlangt wird. Wenn wir unser Bestes geben, dann wenden wir uns den Dingen mit Sorgfalt zu. Wir machen sie genau.
Zerrissenheit als Mama, Frau, Unternehmerin – das Gefühl nichts richtig zu machen
Anstatt das zu tun, hustlen wir den ganzen Tag, machen dies halb, jenes halb, hetzen von A nach B – quetschen schnell noch eine Sache rein, die wir erledigt haben möchten. Oder: Die wir erledigen sollten, weil es jemand von uns erwartet. So geben wir nicht unser Bestes. So ist alles Halb-Halb und dieses Gefühl macht uns wahnsinnig. Es macht uns mürbe.
Wie oft höre ich Frauen sagen: „Ich hab´ das Gefühl ich mache nichts richtig! Ich fühle mich als Versagerin, weil es an allen Ecken und Enden zu wenig ist! Es zerreißt mich förmlich.“
Dieses Gefühl ist goldrichtig: Wenn du nicht dein Bestes gibst, dann machst du nichts richtig fertig!
In einem meiner letzten Mentorings hatte ich eine wundervolle Frau in meinem Büro in Wien sitzen, die genau dieses Gefühl unfassbar gut kannte. „Ich spüre so eine Sehnsucht danach, die Dinge in Ruhe fertig zu machen. Sie so fertig zu machen, dass ich sagen kann, ich habe es für mich gut abgeschlossen. Ich habe dem die nötige Aufmerksamkeit geschenkt.“
Ihr habe ich eine Aufgabe gegeben, die ich dir auch mitgeben möchte: Beobachte dich mal, wie oft du etwas abbrichst, das du gerne fertig gemacht hättest. Wie oft denkst du, dass etwas anders wichtiger ist und hörst mit dem auf, dass du gerade tust?
Zeit sparen durch Schnelligkeit – Fehlanzeige!
Durch die Frage „Habe ich wirklich mein Bestes gegeben?“ habe ich für mich erkannt, dass ich mir oft zu wenig Zeit für Dinge einräume, die eigentlich mehr Zeit brauchen würden. z.B. einen Anruf zu tätigen, eine E-Mail schreiben. Ich möchte Zeit sparen und quetsche deshalb oft Tätigkeiten „noch schnell hinein“. Zeit sparen tu ich dadurch nicht – im Gegenteil: Dieses „Reingequetsche kostet mir Zeit. Weil ich dann in der E-Mail etwas vergessen und noch eine schreiben muss. Weil ich nach dem Anruf mir nicht die Zeit gebe darüber nachzudenken oder aufzuschreiben, was in dem Gespräch das Wichtigste war und ich dann ev. nochmal anrufen oder mir mühsam die Sachen wieder rekonstruieren muss. Weil ich schnell etwas in einen Online-Warenkorb lege und dann die Bestellung nicht absende und ich sie später nochmal machen muss.
Seit meiner Ausbildung zur Mentorin frage ich mich deshalb immer: Wenn ich das jetzt zu dem Zeitpunkt noch reinquetsche, wenn ich das jetzt noch mache, kann ich dann mein Bestes geben?
Schritt für Schritt wieder zurück zu einem angenehmen Tempo
Wichtig: Das Beste geben heißt nicht, dass du alle Ansprüchen genügen musst. Das Beste geben heißt nicht, dass du perfekte Leistungen abliefern musst. Ich glaube das ist durch meine Worte spürbar geworden, oder? Im Gegenteil: Zu viel Perfektion hält uns davon ab, das Beste zu geben, weil wir einem Anspruch nacheifern, den wir nie erfüllen können.
Das Beste zu geben heißt: Dir die Zeit zu nehmen, die eine Sache tatsächlich braucht. Einer Tätigkeit, einer Aufgabe, einer Begegnung mit anderen Menschen, die Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken, die sie wirklich braucht.
Das Beste zu geben heißt: Den Hustle Schritt für Schritt zu beenden und wieder eines nach dem anderen zu machen. Mit Ruhe und Genauigkeit. Du glaubst gar nicht, was sich dadurch in deinem Leben verändern wird. Du glaubst gar nicht wie sehr das Tempo rausnimmt, und Qualität reinbringt. Ich habe es selbst erlebt. Und das wünsche ich dir auch!
2 comments
Hmm, ich weiß nicht. Ich denke, es gibt nicht „das Beste“. Es gibt immer nur das beste, was der jeweilige Mensch in der jeweiligen Situation und in seiner jeweiligen Verfassung gerade leisten kann. Es ist individuell und wechselhaft.
Und: wer beurteilt eigentlich, ob das nun „das Beste“ war oder nicht?
Wir sollten das komplett verwerfen! Der bessere Weg ist es, das Ganze auf den Kopf zu stellen! Indem wir uns vertrauen, dass wir genau das Beste automatisch immer tun – wenn wir es uns *erlauben* und uns *sein lassen*.
Denn nur, wenn wir uns *nicht* beurteilen (= verurteilen), können wir uns lieben. Und ein Mensch, der sich selbst liebt – wird authentisch liebevoll handeln und tatsächlich automatisch immer öfter das beste tun, was er eben gerade geben kann.
Wenn wir „das beste“ geben wollen – müssen wir zuerst selbst dazu werden. Für uns selbst. (-;
Ein nackter Mensch kann kein Hemd verschenken…
Hallo liebe Sandra!
Danke für deinen Kommentar! Du bringst es sehr gut auf den Punkt. Das Beste ist für mich, was der jeweilige Mensch in der jeweiligen Situation und Verfassung gerade leisten kann. Das ist genau das was ich meine. Es geht mir hier nicht um ein Urteil – im Gegenteil, sondern um eine Haltung. Gebe ich mir die Zeit das beste zu geben oder bin ich so davon überzeugt Anforderungen erfüllen zu müssen, dass MEIN BESTES gar keine Rolle mehr spielt?
Alles Liebe
Karin