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Oh nein, es tropft! Warum du mit Beckenbodenschwäche nicht alleine bist

Du fragst dich: Was ist das? Es tropft und rinnt, wenn du springst, Treppen steigst oder Sport betreiben möchtest. Mühsam wechselst du zum dritten Mal am Tag dein Höschen. Laut und ausgiebig zu lachen ist immer mit einem Druckgefühl verbunden und dein Baby zu wippen, macht keinen Spaß mehr.

Als allererstes sei gesagt: Damit bist du nicht alleine!
Und gleich darauf kann ich dir sagen, dass es sich in den meisten Fällen um ein lösbares Problem handelt. In diesem Artikel erfährst du mehr über den Beckenboden, seine Aufgaben und was passiert, wenn er diese nicht mehr erfüllen kann. Du erfährst, an wen du dich wenden kannst und erhältst Tipps, wie man den Beckenboden im Alltag integrieren kann.

Was ist denn dieser Beckenboden genau?

Der Beckenboden besteht aus 3 Schichten und hat mehrere Funktionen. Zum einen hält er unsere Organe an Ort und Stelle und ermöglicht uns dadurch eine aufrechte Haltung. Er hält uns „dicht“. Wenn wir uns bewegen oder auf die Toilette müssen, hilft uns der aktive Beckenboden, keinen Urin oder Stuhl zu verlieren. Er ermöglicht uns eine erfüllte und lustvolle Sexualität. Durch rhythmische Spannung und Entspannung des Beckenbodens kann ich mit der Lust und Leidenschaft spielen, ich aktiviere die körpereigenen Erregungsfunktionen und auch das Erlangen eines Orgasmus kann mit Hilfe des Beckenbodens erlernt oder intensiviert werden. Die äußere Schicht des Beckenbodens ist jene, die bei Frauen die 3 genitalen Körperöffnungen verschließt (Harnausgang, Vaginaleingang, After).

Was, wenn er nicht mehr funktioniert?

Meist hängt eine Beckenbodenschwäche mit extremen hormonellen Veränderungen, vor allem in der Pubertät und während der Menopause, zusammen. Die größte Belastung ist jedoch die Schwangerschaft und ganz klar die vaginale Geburt. Dennoch können auch Frauen nach einem Kaiserschnitt betroffen sein. Schon während der Schwangerschaft ist die Belastung für den Beckenboden enorm und falls es sich um einen Notkaiserschnitt während der Geburt handelte, ist die Dehnung und Öffnung des Beckenbodens mit jener einer vaginalen Geburt vergleichbar. Auch Frauen, die ein Kind verloren haben, sollten sich danach intensiv ihrem Beckenboden widmen. Zu sich kommen, der Trauer Raum geben und den eigenen Körper wieder wertschätzen, hat dabei oberste Priorität.

Diese Schwäche zeigt sich oft durch Inkontinenz, also das Verlieren von Harn oder Stuhl. Frauen bemerken dies oft beim Sport (Springen, Laufen), beim Lachen und Niesen. Es kann aber auch sein, dass man bei Alltagsbelastungen das Verlieren von Urin bemerkt. Treppensteigen, das Heben der Einkäufe, Schunkeln des Babys. Viele Frauen schämen sich dafür.

Du denkst dir vielleicht: „Was soll das? Inkontinenz ist doch ein Problem des Alters!“

NEIN, ist es nicht. Es ist ein Problem des Beckenbodens, der zu wenig liebevolle Aufmerksamkeit erhalten hat. Manchmal schafft es der junge Körper noch die Belastungen der Geburt auszugleichen, zwischen 40 und 50 Jahren, spätestens jedoch im Wechsel treten dann sehr häufig Probleme auf, denen man mit einem früheren Training vorbeugen hätte können. Diese Belastungsinkontinenz ist meist durch eine Beckenbodenschwäche verursacht und lässt sich mittels Trainings sehr gut in den Griff bekommen.

Warum also sprechen wir nicht laut und offen darüber?

Noch delikater wird es, wenn es um das Thema Stuhl geht. Unsere Schamgrenze ist hier meist lange überschritten. Frauen, die nach einer Geburt, Operationen oder hormonellen Veränderungen unter Stuhlinkontinenz leiden, leben oft jahrelang in stiller Scham. Das Leid führt zu Rückzug und Isolation aus Angst, in der Öffentlichkeit Stuhl zu verlieren. Auch das kann an einem schwachen oder verletzten Beckenboden liegen. Training hilft, und wenn man dazu noch nicht bereit ist, dann sind hier die richtigen Hilfsmittel das A und O. Es gibt Analtampons und Pessare, die den Stuhl für die Zeit in der Öffentlichkeit zurückhalten. Für heftigere Formen der Harninkontinenz (überaktive Blase oder Dranginkontinenz) sind solche Hilfsmittel Gold wert, um eine Vereinsamung zu vermeiden!

Hilfe bei Beckenbodenschwäche

Grundsätzlich gilt hier das Credo, wie so oft in der Frauengesundheit: WEG VON DEM TABU! Sprich darüber, hole dir Unterstützung. Egal, wie vermeintlich unangenehm ein Thema ist, man ist damit niemals allein. Diese Sprachlosigkeit, wenn es um gesellschaftlich schambehaftete Themen geht, sei es in der Sexualität, der Gynäkologie, der Psyche oder im Zusammenhang mit dem Genital, ist das eigentliche Problem, welches zu einem großen Leidensdruck führt.

Natürlich ist es in erster Linie wichtig, medizinisch abzuklären, ob ein körperliches Problem vorliegt. Ungefähr sechs Wochen nach der Geburt ist eine gynäkologische Untersuchung vorgesehen. Die Ärzt*in sollte auch den Beckenboden abtasten und dessen Funktionsfähigkeit einschätzen.
Geburtsverletzungen, wie zum Beispiel ein Levator Abriss (Riss in der dritten, innersten Beckenbodenschicht) werden leider häufig nicht entdeckt, können aber zu langjährigen Beschwerden und einer massiven Beckenbodenschwäche führen. Ein guter, behutsamer Rückbildungskurs ist besonders relevant, um danach (ca. 3 Monate nach der Geburt) mit einem aktiven, stärkenden Beckenbodentraining beginnen zu können.

Aber auch Vernarbungen nach Dammrissen oder Vulvalippeneinrisse können eine Beckenbodenschwäche und Schmerzen begünstigen. Diese Verletzungen führen häufig zu Vermeidungsverhalten. Die Vulva und Vagina wird ausgeblendet und ignoriert. Berührungen werden vermieden, Sexualität wird dadurch sehr schwierig. Wichtig hierbei sind nicht nur fachkundige Untersuchungen und etwaige Diagnosen, sondern auch das liebevolle Arbeiten an der Akzeptanz des eigenen (vielleicht neuen) Körpers.

Wende dich an Fachkräfte. Sei mutig. Du musst da Nicht alleine durch. Spezialisierte Gynäkolog*innen, Urolog*innen, Physiotherapeut*innen, Beckenbodentrainer*innen und Sexualberater*innen Sind für dich da.

Kleine Übung mit großem Effekt: Nimm dir Zeit am Klo!

Am besten lädst du dir die Anleitung für die Übung herunter und hängst sie dir in der Toilette auf. 

Beckenboden Übung Jubeltage Tamara FelbingerWenn du diese Routine nur 3x am Tag in deinen Alltag einbaust, hast du schon ganz viel geschafft und deinem Beckenboden viel Gutes getan. Hier gehts zum Download der Übung.

BE PROUD; BE LOUD; BE WOMAN!!!!

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1 comment

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Susanne 19. November 2021 at 12:34

So ein wichtiges Thema – und es vom Tabu zu befreien ist so wichtig. Danke für den Artikel

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